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Stadt wagt den Sprung ins kalte Wasser / Beschluss gilt zum Start der Sommersaison am 12. Mai
(Hildesheimer Allg. Zeitung, 26.04.12) Sarstedt. Im Innerstebad steht die Freibadsaison vor der Tür –und die bringt ab 12. Mai eine entscheidende Umstellung: Das Außenbecken wird künftig nicht mehr beheizt. Die Stadt will dadurch in diesem Jahr 100000 Euro Heizkosten sparen – Proteste werden ihr indessen nicht erspart bleiben, erwartet Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek. Er hält den Schritt für vertretbar: "Die Besucher können jederzeit in das Hallenbad ausweichen", sagt er. Im Hochsommer heize die Sonne das Wasser im Außenbecken auch innerhalb weniger Tage auf eine angenehme Temperatur.
Der Gedanke, die Heizung für das Freibad abzustellen, plätschert seit Jahren durch die Sarstedter Kommunalpolitik. Vor zwei Jahren war er schon einmal weit gereift. Doch dann wurde Protest laut: 670 Unterschriften standen unter einer Forderung, das Außenbecken weiter zu beheizen. Schließlich entschied sich der Rat für die Alternative: eine Erhöhung der Eintrittspreise.
Die sind inzwischen in Kraft, doch der Zuschuss-Bedarf bleibt hoch: Nach wie vor muss die Stadt pro Jahr rund 800000 Euro zahlen, um das Defizit im Bad-Betrieb zu decken. Vor der Kommunalwahl im vergangenen September waren sich alle Parteien einig: Der Zuschuss müsse gesenkt werden. Doch wie? Die Grünen griffen die Idee des unbeheizten Außenbeckens wieder auf, verankerten sie in ihrem Wahlprogramm. Nun trägt der Verwaltungsausschuss den Plan mehrheitlich mit. "Es gab auch andere Meinungen", berichtet der Bürgermeister aus dem Gremium, von dessen nicht öffentlichen Sitzungen er keine genauen Abstimmungsergebnisse verraten darf. Wondratschek erwartet, dass das kältere Wasser noch zu hitzigen Diskussionen führen wird. Er zeigt sich aber überzeugt: "Die meisten Bürger werden Verständnis für diese Entscheidung haben."
Die meisten reinen Freibäder, die kein Hallenbad als Ausweichmöglichkeit zur Seite haben, werden im Hildesheimer Land auf eine Temperatur um 23 Grad aufgeheizt, zum Beispiel in Garmissen und Söhlde, Bad Salzdetfurth und Lamspringe. In Nordstemmen ist durch die Abwärme einer Biogasanlage eine Temperatur von 24 Grad garantiert. Es gibt auch Ausnahmen: In Bodenburg muss allein die Sonne das Freibad wärmen. Nach Erfahrungen der Stadt Bad Salzdetfurth schafft sie es in warmen Perioden, das Wasser auf 22 Grad zu bringen.
In Sarstedt haben die Verantwortlichen ihren Beschluss laut Wondratschek nach einem genauen Blick auf die Besucherzahlen der vergangenen Jahre abgewogen. So kamen im kühlen und bedeckten Juli des vergangenen Jahres knapp 21000 Badegäste, während es im sonnigen und heißen Juli des Vorjahres fast 39000 waren. Das Fazit im Rathaus: Ist der Sommer schlecht, lockt selbst ein beheiztes Freibad keine Gäste an. Die Hoffnung des Bürgermeisters: Ist der Sommer schön, ist eine Heizung überflüssig.
In den vergangenen Jahren ist laut Wondratschek die Zahl der Badegäste mit Dauerkarte – und damit die Zahl derer, die täglich auch bei nicht so schönem Wetter ins Freibad kommen – immer weiter zurückgegangen, von 141 Nutzern vor drei Jahren auf zuletzt 107. Auch das sei ein Argument gewesen, nicht jeden Tag mit hohem Kostenaufwand ein beheiztes Becken vorzuhalten.
Bad-Betriebsleiter Detlef Kollecker ist mit seinem Team und den Handwerkern vom städtischen Bauhof schon seit einigen Wochen mit der Vorbereitung der Freibadsaison beschäftigt. In den kommenden Tagen lässt er zweieinhalb Millionen Wasser in das derzeit noch leere Außenbecken fließen – verteilt auf gut eine Woche, denn sonst wäre das Reservoir im Sarstedter Trinkwasser-Hochbehälter bald erschöpft.
Der Blick auf den Beckengrund offenbart zurzeit noch, was der Stadt im Freibad irgendwann in den kommenden Jahren bevorsteht: Das Außenbecken, dessen Fliesen bald wieder unter Wasser verschwinden, muss dringend saniert werden. Fugen bröckeln, der sogenannte Beckenkopf am Rand ist marode.
Der Dauerkartenverkauf für die Sommersaison ist angelaufen – wer ein Saison- Ticket unter der Voraussetzung gekauft hat, dass er in einem beheizten Becken schwimmen kann, darf es laut Verwaltung bis zum Saisonstart zurück geben und bekommt das Geld wieder.
Die Stadt plant noch eine zweite Änderung zur Sommersaison: Die Sauna bleibt montags geschlossen. "Der Montag ist der Tag mit dem wenigsten Sauna-Besuchern", erklärt Wondratschek, "im Sommer sowieso."
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