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Jobcenter: Jede dritte Stelle läuft zum Jahresende aus / Grünen-Abgeordnete Pothmer fordert Perspektive
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 25.08.10) Hildesheim. Im Jobcenter Hildesheim sorgt sich jeder dritte Mitarbeiter um seinen Arbeitsplatz. Die Stellen sind bis zum Jahresende befristet. "Wenn diese Kollegen wirklich gehen müssen, können wir dichtmachen", warnt der Personalratsvorsitzende Klaus Ingelmann.
Die Unsicherheit am Marienfriedhof und in den Außenstellen ist groß: Von 266 Mitarbeitern des Jobcenters wissen rund 80 nicht, ob sie im nächsten Jahr noch dabei sind. "Die Stimmung ist unheimlich schlecht", klagt Ingelmann. Auf den befristeten Stellen arbeiten Quereinsteiger, die nach der Hartz-IV-Reform eingestellt wurden, um Arbeitslose zu betreuen. "Die sind gut eingearbeitet, aber weil sie keine Zukunft sehen, suchen sich die ersten schon andere Jobs", sagt der Personalvertreter. Das werde sich noch verschärfen, wenn nicht bald eine Entscheidung falle.
Die grüne Bundestagsabgeordnete Brigitte Pothmer sieht hier ein bundesweites Problem. 23 Prozent aller Stellen in den Jobcentern sind befristet, in der Region Hannover 30 Prozent – das hat das Bundesarbeitsministerium Pothmer jetzt auf eine schriftliche Anfrage mitgeteilt. In Hildesheim sieht es ähnlich aus. Wann die 80 betroffenen Mitarbeiter erfahren, ob sie ihre Arbeitsplätze räumen müssen, ist noch offen. Zuständig sind gleich mehrere Behörden: Träger des Jobcenters sind die Bundesagentur für Arbeit und der Landkreis Hildesheim, zusätzlich sind aber auch Mitarbeiter anderer Städte und Gemeinden abgeordnet. Und noch haben die Beteiligten nicht geklärt, wer vom Januar an wie viele Leute zur Bearbeitung der Hartz-IV-Fälle abstellt. "Wir als Agentur werden alles daran setzen, möglichst jeden Vertrag zu verlängern", verspricht Hildegard Happach, Chefin der Agentur für Arbeit in Hildesheim. Doch sie warnt: Noch stehe das Budget fürs nächste Jahr noch nicht. Sicher sei nur, dass die Summe etwas kleiner ausfallen werde als bisher.
40 der 80 befristeten Stellen kommen von der Arbeitsagentur in Nürnberg, die andere Hälfte von den Kommunen. Der Landkreis will seine Stellen verlängern, sofern das Jobcenter das wünsche. Das teilt Kreissprecher Hans Lönneker mit. Doch bei den Befristungen gilt: Maximal möglich sind zwei Jahre. Demnächst sollen Gespräche zwischen den Behörden stattfinden, kündigt Happach an: "Da ist jetzt noch sehr viel im Fluss."
Die grüne Arbeitsmarktexpertin Pothmer hält von diesem System der Befristungen nichts. Die Arbeit in den Jobcentern sei hochkomplex, nötig seien daher feste Stellen: "Die Mitarbeiter brauchen eine Perspektive." Mit einer Kleinen Anfrage will Pothmer nun bei der Bundesregierung Druck machen. "Gute Betreuung, Unterstützung und Qualifizierung der Arbeitsuchenden" seien kaum noch möglich, kritisiert sie in dem Papier – auch Hildesheim taucht als Negativbeispiel auf.
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