Achtung Radler: Bald geht's auch anders rum

m Brühl geht’s schon. Auch in der Osterstraße können Radfahrer den Autos bereits mit einem guten Gewissen entgegen strampeln. Nun will die Stadt für Drahtesel weitere Einbahnstraßen in die Gegenrichtung öffnen.

Die Stadt will weitere Einbahnstraßen öffnen / Polizei ist grundsätzlich angetan und sieht nur in Einzelfällen Diskussionsbedarf

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 27.01.11) Hildesheim. Im Brühl geht’s schon. Auch in der Osterstraße können Radfahrer den Autos bereits mit einem guten Gewissen entgegen strampeln. Nun will die Stadt für Drahtesel weitere Einbahnstraßen in die Gegenrichtung öffnen."Grundsätzlich gut" findet das die Polizei. Über die eine oder andere Straße müsse man aber im Detail noch reden, sagt Verkehrssicherheits- Experte Klaus Schwetje.

Den Auftrag hat sich die Stadt selbst verpasst: Nach dem neuen Verkehrskonzept soll Radfahren in Hildesheim mehr Spaß machen. Dafür müssen es Radler aber auch leichter haben als bisher. Um das zu erreichen, will die Stadt mehr Einbahnstraßen öffnen. Zurzeit dürfen Drahtesel in rund 30 der 65 Straßen in Gegenrichtung unterwegs sein, ohne ein Knöllchen befürchten zu müssen. In den nächsten Monaten sollen 17 weitere folgen, darunter die Teichstraße, die Sprengerstraße und die Vogelweide. Sie erfüllen die Voraussetzungen für eine Öffnung: Es gilt Tempo 30, die Fahrbahn ist mindestens drei Meter breit, pro Tag rollen höchstens 1500 Fahrzeuge darüber – davon möglichst wenig Lastwagen und Busse. Passen die Zahlen, kann das Rathaus die Straßen "ohne weitere Maßnahmen" öffnen. Was bedeutet: Es reichen neue Verkehrsschilder, die den Radlern freie Fahrt geben und die Autofahrer auf sie hinweisen.

Damit ist es allerdings bei etwa 20 anderen Einbahnstraßen in der Stadt nicht getan – unter anderem in der Wallstraße. Doch auch dort und bei den anderen Strecken auf dieser zweiten Liste will die Verwaltung den Worten im Verkehrskonzept so weit möglich Taten folgen lassen. Wie, das wollen die Rathausmitarbeiter bis Ende März prüfen und dann dem Stadtentwicklungsausschuss erläutern.

Der befasst sich am nächsten Mittwoch mit dem Vorhaben, auf der Tagesordnung steht zunächst die Freigabe der 17 "unproblematischen" Straßen, wie Rathaus- Sprecher Horst Richter diese nennt. Zwar kann die Verwaltung die neuen Schilder rein rechtlich auch ohne Rücksprache mit dem Ausschuss aufhängen lassen. "Doch wir wollen die Meinung der Politik natürlich einfließen lassen", betont Richter. Ganz so, wie Stadtbaurat Dr. Kay Brummer es bei der Verabschiedung des Verkehrskonzeptes versprochen hatte.

Mit Widerstand muss das Rathaus nicht rechnen. "Ich finde das richtig gut", lobt Stadtentwicklungsausschuss-Vorsitzender Wilfried Kretschmer. Immerhin handele es sich um die erste konkrete Maßnahme, die aus dem neuen Konzept folgt. Bei dem gehe es eben nicht darum, nun auf allen Straßen Tempo 20 einzuführen oder gar die Autos zu verdammen, betont der SPD-Politiker. Sondern vielmehr darum, dass sich alle Verkehrsteilnehmer den Raum besser teilen. "Wie es in anderen Städten längst üblich ist."

Steigende Unfallzahlen müsse wegen der Nähe zwischen Fahrrädern und Autos niemand befürchten, versichert Klaus Schwetje, der Verkehrssicherheitsexperte der Polizei. "Das zeigen unsere Erfahrungen mit den Straßen, die bereits freigegeben sind." Ohnehin entstünden keine Probleme, wenn sich Radler und Wagen entgegenkommen. "Vorausgesetzt, sie sehen sich gegenseitig." Und wenn es eng werde, sei einfach ein wenig Rücksichtnahme erforderlich, "dann geht das."

Anders sieht die Sache aus, wenn Radler ohne Licht unterwegs sind, aus Nebenstraßen oder zwischen Autos auf die Fahrbahn rollen. "Eben dann, wenn sie nicht gut zu sehen sind." Deshalb hat Schwetje auch "erhebliche Probleme" mit der Überlegung der Stadt, bei der zweiten Freigabe-Welle unter anderem die Bergstraße zu berücksichtigen. "Da bekommt der Radfahrer ein ordentliches Tempo drauf, weil es sehr steil runter geht – und das auf einer kurvigen Strecke."

Mit dem geplanten Gegen-Rad-Verkehr im Kläperhagen, der zu den 17 Namen der ersten Welle zählt, kann sich der Verkehrsexperte ebenfalls noch nicht anfreunden. Denn der sei sehr schmal. "Das muss ich mir vor Ort ansehen." Ohnehin geht Schwetje davon aus, dass das Rathaus ihn wie vorgeschrieben noch zu dem Projekt anhört – wobei die Stadt das letzte Worte hat. Doch der Fachmann ist optimistisch: "Generell macht die Vorlage einen sehr guten Eindruck auf mich."

Kategorie

Wirtschaft und Verkehr

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