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Umfrage der Stadt zeigt neue Trends und Wünsche für das Wohnen im Alter auf / Fast keiner will ins Pflegeheim
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 21.07.12) Hildesheim. Wohin im Alter? Immer mehr Menschen zwischen 40 und 60 Jahren stehen vor der Entscheidung, wie und wo sie im fortgeschrittenen Alter wohnen möchten. Die Stadt hat die Hildesheimer jetzt nach ihren Wünschen befragt. Herausgekommen sind wegweisende Erkenntnisse. Die sollen der Wohnungswirtschaft Anstöße für ein Umdenken in ihrer Angebotspolitik geben.
Statistik kann mitunter von brutaler Aussagekraft sein. Sozialdezernent Dirk Schröder zitierte bei der Präsentation der Umfrageergebnisse im Rathaus eine eben solche: Mit durchschnittlich 85 Jahren siedeln heutzutage viele Senioren in ein Heim um, weil sie sich allein nicht mehr versorgen können. Dort leben sie im Schnitt dann gerade noch 18 Monate.
Mit dem demografischen Wandel werde sich der Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft weiter erhöhen, erklärte Schröder. Die heutige Seniorengeneration sei zwar gegenüber früher jünger geblieben. Mittlerweile suchten aber immer mehr Menschen deutlich vor ihrem Eintritt ins Rentenalter Wohnungen, die in besonderer Weise ihren Ansprüchen gerecht würden, zugleich aber auch im Rentenalter bezahlbar blieben.
Gefragt wurde vom 6. Februar bis 18. März unter anderem nach der aktuellen Wohn- und Lebenssituation sowie nach dem Bedarf von morgen: Haus, Wohnung (Größe), betreutes Wohnen, alternative Wohnformen oder Seniorenheim, Wohnumfeld oder aber zur Ausstattung der Wohnungen.
582 Personen haben an der Umfrage teilgenommen (520 online, 62 Papiervordrucke). Schröder wertete dies Zahl als "super". Folglich habe die Umfrage hohe Aussagekraft. Die Ergebnisse sollen nun in die Stadtplanung einfließen und Vermietern Anstöße für ihre Wohnungspolitik geben. Jeder Bürger kann sich auf dem Internetportal der Stadt über alle Details der Umfrage informieren. Schröder und Sonja Gottschling, Seniorenberaterin im Sozialen Dienst der Stadtverwaltung, sehen auf dem hiesigen Wohnungsmarkt zwar gute Ansätze. Nach den Ergebnissen seien immerhin 75 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrer aktuellen Wohnsituation. Hildesheim punkte mit vielen Grünflächen, guter kultureller Angebotslandschaft, mit kurzen Wegen und Überschaubarkeit der Stadt. Schröder: "Die Mehrheit der Bürger fühlt sich sehr wohl in Hildesheim."
Obwohl die meisten Bürger ihre Wohnsituation mit gut benoten, planen mehr als 75 Prozent der Befragten einen Umzug. Als Gründe werden genannt der Wunsch nach barrierearmen Wohnraum (zum Beispiel mit Fahrstuhl), besserer Infrastruktur und kleineren Wohnungen. Knapp 80 Prozent davon sehen ihre Wohnung als nicht seniorengerecht an.
Das Wohnen in einem Senioren- und Pflegeheim lehnen fast alle Teilnehmer der Umfrage ab. Schröder:"Das zeigt eindeutig, die Menschen wollen nicht im Pflegeheim leben." 30 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage strebten eine alternative Wohnform an. In diesem Zusammenhang seien folgende Stichpunkte verstärkt genannt worden: generationenverbindendes Wohnen, Gemeinsamkeit, verbindliche Nachbarschaft, soziale Kontakte und Selbstbestimmung.
Der Wunsch nach alternativen Wohnformen und seniorengerechten Wohnungen bestehe auch bei Bürgern mit geringerem Einkommen. 60,7 Prozent seien bereit, dafür maximal eine Warmmiete von 600 Euro oder weniger zu zahlen.
gbg-Vorstand Jens Mahnken dämpfte bei der Miethöhe überzogene Erwartungen: Barrierefreie Neubauten seien für den Preis wirtschaftlich nicht realisierbar. Gleichwohl hätten sich die gbg und andere Wohnungsunternehmen das Ziel gesetzt, mit der Modernisierung bestehender Immobilien preisgünstige, barrierearme Wohnungen anzubieten.
Ein Neubau sei nicht unter 8 bis 10 Euro pro Quadratmeter zu haben. Bei modernisierten Objekten komme man auf 6 bis 7 Euro. Damit liege man bei kleineren Wohnungen in dem in der Umfrage gewünschten Sektor von 500 bis 700 Euro.
"Die Umfrage deckt sich mit den Erkenntnissen der Wohnungswirtschaft", erklärte Mahnken. Die gbg habe ihre Unternehmenspolitik schon vor geraumer Zeit entsprechend ausgerichtet. Der Vorstand geht davon aus, dass der Bedarf an Pflegeheimen bestehen bleibt, da andere Wohnformen mit Blick auf die erforderliche Pflege der Bewohner ihre Grenzen hätten.
Der Trend weise aber klar in eine andere Richtung, hin zu alternativen Wohnformen. Mahnkens Fazit: "Die gbg und Kreiswohnbau sind in Hildesheim als kommunale Gesellschaften mit ihren diversen Wohnangeboten und -konzepten aber schon ganz gut aufgestellt."
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