BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Hildesheim

200.000 Euro weniger für Jugendtreffs

Die Stadt soll bei den Kinder- und Jugendhäusern künftig rund 200.000 Euro pro Jahr sparen. Das schlägt die Stadtverwaltung dem Rat vor. Die Schließung einzelner Häuser, wie noch im Juni von der Verwaltung angeregt, ist zwar vorerst vom Tisch. Trotzdem kommen auf fast alle der bisher fünf städtischen Einrichtungen sowie die beiden anderen, die sich bisher noch in freier Trägerschaft befinden, Einschnitte zu.

Stadtjugendpfleger-Stelle soll nicht wieder besetzt werden

(Hildesheimer Allg. Zeitung, 31.08.11) Hildesheim. Die Stadt soll bei den Kinder- und Jugendhäusern künftig rund 200.000 Euro pro Jahr sparen. Das schlägt die Stadtverwaltung dem Rat vor. Die Schließung einzelner Häuser, wie noch im Juni von der Verwaltung angeregt, ist zwar vorerst vom Tisch. Trotzdem kommen auf fast alle der bisher fünf städtischen Einrichtungen sowie die beiden anderen, die sich bisher noch in freier Trägerschaft befinden, Einschnitte zu, falls der Rat in seiner nächsten Sitzung am Montag zustimmen sollte.

Einen erheblichen Teil des Geldes will die Verwaltung allerdings durch einen Coup einsparen: Die Stelle von Stadtjugendpfleger Jupp Gerhardy, dessen passive Phase der Altersteilzeit im Juni 2012 beginnt, soll nicht wieder besetzt werden. Gerhardy ist Fachdienstleiter Jugendarbeit. Seine Arbeit soll von Jörg Aschemann, Fachdienstleiter Jugendsozialarbeit, übernommen werden. Zusammen mit der Streichung einer Hausmeisterstelle und der Teilzeitstelle einer Verwaltungskraft könnte das Rathaus damit schon fast 130.000 Euro sparen – den Gesamtbetrag allerdings erst ab Ende 2014, wenn Gerhardy endgültig ausscheidet.

Geht es nach dem Willen der Verwaltung, bleibt der Kinder- und Jugendtreff in Neuhof zwar erhalten, wird sein Angebot aber nun deutlich zurückgefahren. Die Stadtverwaltung schlägt dem Rat vor, dass Pädagoge Oliver Rösner, der den Treff leitet, nur noch die Hälfte seiner Zeit in Neuhof verbringen soll, den Rest in einer der anderen im Stadtgebiet. Abgesehen vom Kinder- und Jugendhaus Nordstadt, wo der Personalschlüssel unangetastet bleiben soll, müssen sich auch die Einrichtungen "Klemmbutze", "Aktiv- Spielplatz" sowie das Jugendhaus in Drispenstedt auf Kürzungen einstellen.

Besonders bitter für die Jugendhäuser: Es sollen künftig keine geringfügig Beschäftigten mehr eingesetzt werden. Dabei handelt es sich überwiegend um Studenten, die Angebote für Kinder und Jugendliche betreuen – und den Festangestellten dadurch den Rücken freihalten. "Sie bekommen nicht viel Geld, aber sie sind eine wichtige Stütze der Häuser", sagt eine pädagogische Kraft, die nicht genannt werden will. Rund 40 dieser Beschäftigten, die ihre Arbeit in den Jugendhäusern meistens auch für ihre Studien nutzen, beschäftigt die Stadt derzeit. Allein vier arbeiten mit Rösner in Neuhof zusammen. "Wenn wir weiter reduzieren, verlieren wir den Kontakt zu den Jugendlichen", sagt er. Er sei froh darüber, dass die geplante Schließung abgewendet werden konnte. Gleichzeitig warnt er davor, dass die "wilden" 90er-Jahre mit Jugendbanden wieder aufleben könnten. "Davor haben hier viele der alten Bewohner Angst", berichtet Rösner. Dass es in Neuhof ein breites Bündnis für den Erhalt des Jugendtreffs gibt, beweist auch die Wohnungsbaugenossenschaft Wiederkehr, in dessen Räumen der Jugendtreff untergebracht ist: Das Unternehmen verzichtet künftig auf die Miete.

Änderungen soll es nach dem Willen der Verwaltung auch bei den Jugendtreffs in Ochtersum sowie im Mehrgenerationenhaus in der Oststadt geben. In Ochtersum soll die Stadt den Treff der Diakonie übernehmen – und damit den Zuschuss in Höhe von bisher 112.000 Euro pro Jahr einsparen. Das von der Volkshochschule getragene Haus in der Oststadt soll von 2014 an auf rund ein Drittel seiner Zuwendungen verzichten. Ersparnis für die Stadt: 66.000 Euro. Allerdings müssen die Ratspolitiker berücksichtigen, dass sie Zuschüsse bei übernommenen Häusern zwar sparen – die Arbeit aber anschließend von eigenen Mitarbeitern geschultert werden muss, weshalb die Ersparnis am Ende geringer ausfällt. Bei vielen der betroffenen Mitarbeiter werden die drohenden Veränderungen skeptisch gesehen. Sie wissen zwar, dass die Stadt sparen muss, finden die Streichung im Jugendbereich aber zu kurz gedacht. "Wenn ich den Hahn immer weiter zudrehe, kann ich auch gleich die Pflanze darunter rausreißen", sagt einer.

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Haushalt und Finanzen

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