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09.10.12 –
Hinter dem Wortungetüm "Flurbereinigungsgesetz" verbirgt sich ein Gewinn für die hiesige Tierwelt
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 09.10.12) Betheln. Der durchschnittliche deutsche Schwarzstorch hat noch nie vom "Flurbereinigungsgesetz" gehört. Und selbst wenn man einen der Vögel einfangen und ihm das Wort ins Ohr sagen würde, würde er vermutlich nur unwillig mit den Flügeln schlagen. Dabei hat das ebenso große wie seltene Federvieh just jenem Gesetz einiges zu verdanken - zum Beispiel rund um Betheln.
Dort verbinden jetzt nämlich drei regelrechte "grüne Bänder" entlang dreier kleiner Wasserläufe den Hildesheimer Wald mit der Leineaue nördlich von Gronau. Das ist eins der Ergebnisse der sogenannten Flurbereinigung - eines Prozesses, der nach 13 Jahren und Investitionen von knapp 2 Millionen Euro nun abgeschlossen ist. Eins der wichtigsten Ziele dabei war es, die "biologische Durchlässigkeit" zwischen zwei Landschafts-Typen, nämlich dem Wald und der Leineaue, erheblich zu verbessern. Dabei ließen sich die Macher unter anderem von der Paul- Feindt-Stiftung und der Jägerschaft beraten.
Ein Plan, von dem unter anderem Tiere wie der Schwarzstorch profitieren sollen - dass der Vogel in den vergangenen Jahren immer öfter in diesem Teil des Landkreises gesichtet wird, dürfen die Verantwortlichen getrost als Erfolg ihres Langzeit- Projektes deuten.
Dabei mussten Behörden und Waldbesitzer viele Beteiligte unter einen Hut bringen. Als es etwa darum ging, Nordbach, Bethelner Bach und Eddinghäuser Bach aufzumöbeln und dort auf insgesamt 1600 Hektar Fläche neue Bäume und Sträucher zu pflanzen, betraf dies gleich 142 verschiedene Grundeigentümer.
Die Bethelner Teilnehmer-Genossenschaft, ein Verbund von Land- und Waldbesitzern, kaufte unter anderem 60 Hektar Land dazu, die bislang von Landwirten beackert wurden, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Doch nicht nur für Schwarzstorch und Co. sprang bei der Flurbereinigung etwas heraus. Wanderer, Land- und Forstwirte können sich über rund zehn Kilometer neue Asphalt- und Schotterwege in dem Bereich freuen. Die Einwohner in der Gemeinde Betheln, zu der neben Betheln selbst auch die Dörfer Eddinghausen und Haus Escherde gehören, sollen zudem von drei neuen Regenwasser-Rückhaltebecken profitieren. Künftig soll sich das kühle Nass am Sportplatz, am Nordsiek und am Kolk sammeln und nicht womöglich in den Kellern von Anwohnern.
Insgesamt 1,73 Millionen Euro haben die Verantwortlichen seit 1999 in die Umgestaltung von Wald und Flur bei Betheln gesteckt. Neben Zuschüssen von EU, Bund und Land brachten viele Mitglieder der Bethelner Teilnehmer-Genossenschaft Eigenleistungen ein. Kein Wunder, dass der Vorsitzende Kurt-Dietrich Lampe- Dreyer, sein Vorgänger Heiner Brinkmann und der Bethelner Landvolk-Spitzenfunktionär Helmut Meyer hochzufrieden mit dem Ergebnis und den Leistungen ihrer Mitstreiter sind. Ein Sonderlob haben sie für Revierförster Ulrich Kulle übrig. Er habe es geschafft, "mit Nachsicht durchzuforsten und große Mengen verschiedener Baumarten anzupflanzen".
Angesichts der Größe des Projektes schaute sich zum feierlichen Abschluss auch der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann in Betheln vorbei: "Diese Flurbereinigung leistet einen entscheidenden Beitrag für die Erhaltung und Pflege der ländlichen Umwelt bei zunehmenden Ansprüchen der Allgemeinheit an Natur und Landschaft", erklärte er. Betheln biete ein hervorragendes Beispiel für andere.
Dem Schwarzstorch wird das schnuppe sein. Aber er genießt das Resultat.
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