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10.09.12 –
Hunderte protestieren in Grohnde und Nordenham / Mox-Brennelemente enthalten hochriskantes Plutonium
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 10.09.12)(Von Thomas Thimm und Karl Doeleke) Hameln. Atomkraftgegner haben am Sonntag gegen den Transport plutoniumhaltiger Brennelemente aus dem britischen Sellafield in das Atomkraftwerk Grohnde (Kreis Hameln-Pyrmont) protestiert. Sie zogen mit Traktoren, Autos und Fahrrädern von Hameln nach Grohnde zu einer Kundgebung. Zuvor waren Atomkraftgegner mit dem Fahrrad zum Hafen von Nordenham gefahren, wo die Transporte in den kommenden Wochen erwartet werden. Die Bürgerinitiative geht davon aus, dass jeweils acht Elemente im September und im November transportiert werden.
"Das war ein eindrucksvoller Fahrzeugkorso mit 90 Fahrradfahrern und über 100 Autos und Treckern gegen die Mox-Transporte", sagte Bernd Schlinkmann vom Anti-Atom-Plenum Weserbergland bei der Abschlusskundgebung in Grohnde. Erstaunt sei er, dass 400 Atomgegner vor dem Kraftwerk in Grohnde standen, obwohl es doch in letzter Zeit sehr ruhig um die Atomkraft gewesen sei. Der Politik im Land und dem Bund habe man mitgeteilt, dass so mit Menschen bezüglich der Transporte nicht umgegangen werden könne, und dem wollten nun die Demonstranten mit ihrem Erscheinen Nachdruck verleihen. Immer wieder wurde der Ruf "abschalten, abschalten" angestimmt.
Bevor sie sich auf den Weg nach Grohnde machten, hatten die Demonstranten im Kino in Hameln eine Sondervorstellung des Filmes "Das Ding am Deich" besucht. Der Fahrzeugkorso führte in Hameln über die neue Weserbrücke nach Emmerthal.
Ende September sollen aus Sellafield mit einer Atomfähre über Nordenham und weiter durch den Atomspediteur Nuclear Cargo Service aus Hanau die Mischoxid-Brennelemente ihren Bestimmungsort im Atomkraftwerk Grohnde erreichen. Das wollen die Demonstranten verhindern.
Mischoxid-Brennelemente, kurz Mox genannt, werden in der Wiederaufbereitung schon abgebrannter Kernbrennstäbe hergestellt. Die Mox-Brennelemente für das Atomkraftwerk in Grohnde stammen aus der englischen Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield. Die Bezeichnung Mox rührt daher, dass sie, anders als Brennelemente aus reinem Urandioxid, ein weiteres Oxid enthalten - nämlich Plutonium. Das entsteht im Kernreaktor beim Abbrennen von Urandioxid- Brennstäben.
In der Wiederaufbereitung wird dieses Plutonium abgetrennt. Es kann dann in den Mox-Elementen erneut im Kernreaktor eingesetzt werden und zur Energieerzeugung genutzt werden. Plutonium zeichnet sich durch seine extrem hohe Halbwertszeit und seine starke Radioaktivität aus. Darum halten die Atomkraftgegner den Transport auch für so gefährlich. Plutonium sei extrem krebserregend. Schon kleinste Mengen könnten nach dem Einatmen Lungenkrebs erzeugen. Außerdem würden die 264 Kilogramm Plutonium aus beiden Transporten für die Herstellung von 30 Atombomben ausreichen.
Eine Sprecherin des Stromkonzerns e. on hält dem entgegen, dass kein Verfahren bekannt sei, in dem aus dem Plutonium in den Brennstäben waffenfähiges Material hergestellt werden könne. "Frische" Brennelemente wie jene aus Sellafield würden außerdem weniger stark strahlen. Der Transport sei zudem gut abgeschirmt. Wer sich eine Stunde lang einen Meter von den Transportbehältern entfernt aufhalte, nehme 0,045 Millisievert Strahlung auf. Zum Vergleich: Wer einmal von Frankfurt nach San Francisco und zurück fliege, werde mit 0,15 Millisievert der in der natürlichen Umgebung vorhandenen radioaktiven Strahlung belastet.
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