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01.09.12 –
In einem Jahr kommt der Rechtsanspruch auf Kleinkind-Betreuung - ein Jahr vorher ist die Lage im Landkreis höchst unterschiedlich
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 01.09.12) Kreis Hildesheim. Noch ein knappes Jahr, dann haben Eltern von Kindern im Alter von einem bis drei Jahren Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Wie viele den wahrnehmen wollen, ist allerdings unklar. Die Bundesregierung schätzt den Bedarf auf 35 Prozent. Legt man diese Zahl zugrunde, schafft der Landkreis Hildesheim den Richtwert, wenn man die Tagesmütter einrechnet. Auf 39,6 Prozent käme er dann. In den einzelnen Städten und Gemeinden sind die Werte allerdings sehr unterschiedlich. Und auch wenn viele Kommunen derzeit noch aufrüsten, ist die Unsicherheit noch groß.
Das beginnt schon bei den Schätzungen, wie viele Plätze konkret vor Ort gebraucht werden. In der Samtgemeinde Lamspringe etwa gehen die Verantwortlichen von jedem dritten Kind aus, Algermissen rechnet mit der Hälfte, Harsum sogar mit 50 bis 55 Prozent. Doch in vielen Rathäusern ist man sich unsicher, wie viel man denn nun tatsächlich investieren soll - schließlich kosten Neu- und Umbauten viel Steuergeld.
Ein Dilemma, das Diekholzens Bürgermeister Jürgen Meier so auf den Punkt bringt: "Bei diesem Thema kann man ja zwangsläufig nur für maximal drei Jahre planen. Da sollte man schon sehr genau überlegen, ob man sechsstellige Summen investieren soll." Zumal fast alle Bürgermeister sich darüber ärgern, dass Bund und Land den Kommunen nicht genug Geld zur Verfügung stellen würden.
Meiers Elzer Amtskollege Rolf Pfeiffer versucht sich auch deshalb an einem "bedarfsgerechten Ausbau" der Plätze. Dafür plant er wie viele andere Kommunen eine Umfrage unter den Eltern, um möglichst punktgenau Plätze anbieten zu können. Ähnlich sieht es auch der Duinger Wolfgang Schulz. Wobei viele Städte und Gemeinden eine ausreichende Anzahl an Krippenplätzen auch als Standortfaktor betrachten: "Jede Kommune hat ein gewisses Eigeninteresse, dass es genügend Plätze in der Kommune gibt", sagt Pfeiffer.
Ein Interesse, aber keine Pflicht - auch wenn das bei vielen Bürgern noch gar nicht angekommen ist. Denn es sind nicht die einzelnen Kommunen, die den Rechtsanspruch zu erfüllen haben, sondern der Landkreis. Heißt: Ein Recht auf einen Betreuungsplatz in der Heimatgemeinde gibt es nicht. Theoretisch könnte der Landkreis also Eltern aus Duingen auf einen freien Platz in Söhlde verweisen, in der Praxis würde man wohl eher Nachbar- Kommunen ins Spiel bringen. Doch die können auch schon recht weit weg sein - oder aber ihre Krippenplätze ausgebucht sein.
Viele Gemeinden versuchen deshalb altersgemischte Gruppen mit Kindergarten- und Krippenkindern als Puffer zu installieren - um größere Um- oder gar Neubauten zu vermeiden. Vor allem im Südkreis. Denn dort wirkt sich der demografische Wandel andererseits so aus, dass zu Boomzeiten gebaute Kindergartenplätze nicht mehr gebraucht werden und sich die vorhandenen Gebäude auch für die jüngere Generation nutzen lassen. Was den Verantwortlichen dort zusätzliche Warnung ist: Sollen sie wirklich neue Krippen bauen, die dann in ein paar Jahren womöglich wieder leer stehen?
Generell sind die Kommunen äußerst unterschiedlich mit der Betreuung von Kleinkindern umgegangen. Krösus ist die Gemeinde Nordstemmen, die schon jetzt mehr als der Hälfte aller Kinder zwischen eins und drei einen Platz anbieten könnte und sogar darüber nachdenkt, noch draufzusatteln. In Bad Salzdetfurth hingegen gab es bislang überhaupt keine reinen Krippenplätze, dafür aber viele altersübergreifende Gruppen im Kindergarten und jede Menge Tagesmütter.
Zwischen Angebot und Nachfrage scheint dabei ein Zusammenhang zu bestehen. In Nordstemmen zum Beispiel gehen schon jetzt 48,3 Prozent aller Kleinkinder in die Krippe - eine dreimal so hohe Quote wie in Alfeld, Sibbesse, Freden oder Duingen. Setzt dieser Trend sich fort, ist der Krippen-Ausbau in der Region 2013 noch längst nicht abgeschlossen, oder aber viele Kommunen brauchen bald noch mehr Tagesmütter, um alle Wünsche zu erfüllen.
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