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03.08.12 –
Bio-Landwirt Jan Wittenberg ist Pionier in Sachen Soja-Anbau und bekommt jede Menge Lob
(Quelle: Hildesheimer Allg. Zeitung, 03.08.12) Mahlerten. Erobert die Sojabohne bald die Felder der Region? Immer mehr Experten fordern, den großen Eiweiß- Lieferanten auch in Deutschland anzubauen und nicht immer nur aus Südamerika oder den USA zu importieren. Zu den absoluten Pionieren in Niedersachsen zählt Bio-Landwirt Jan Wittenberg aus Mahlerten. Damit weckte er die Neugier von Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der gestern gut zwei Stunden auf Hof und Feld verbrachte und sich über das Projekt informierte.
Auf insgesamt 5000 Hektar Ackerland wächst bundesweit bislang Soja - vor allemim badischen Rheintal und in Bayern. Ganz zaghaft trauen sich auch Landwirte weiter nördlich an die exotische Frucht heran. Jan Wittenberg hat 15 Hektar zwischen dem Ortsrand und dem Hildesheimer Wald für die Frucht reserviert. Eine Winzigkeit, global gesehen: Die EU importiert jährlich rund 15 Millionen Tonnen Sojabohnen und 25 Millionen Tonnen Sojaschrot.
Doch das muss nicht so bleiben, meint Dr. Klaus-Peter Wilbois vom Forschungs-Institut für Biologischen Landbau. Sein Thema: Können deutsche Landwirte nicht selbst Soja anbauen und so die Abhängigkeit von Importen aus Nord- und Südamerika verringern? "Wenn man die Zuwächse beim Mais sieht - das kann die Sojabohne auch schaffen!", blickt er in die Zukunft. "Neue Züchtungen und die Erwärmung durch den Klimawandel machen es möglich."
Für Jan Wittenberg ist es die Gegenwart. Der findige Mahlerter - für die Sojabohnen benutzt er eine Ölmühle, die er vor einigen Jahren für Raps konstruiert hatte - hat den Familienbetrieb vor zwei Jahren auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Die Sojabohne interessierte ihn sofort, aus mehreren Gründen: "Bei uns gibt es im wesentlichen drei Feldfrüchte, Weizen, Zuckerrüben und Mais", stellt er fest. "Wir brauchen viel mehr Vielfalt."
Doch die Sojabohne könne noch andere Zwecke erfüllen: So ist die Frucht als Futtermittel in der Tierhaltung von großer Bedeutung. "Unsere Kunden sind vor allem Biobauern, die ihren Hähnchen oder Schweinen Kraftfutter geben wollen, das nicht aus unsicheren Quellen stammt." Als solche stuft Wittenberg Brasilien, Argentinien oder die USA ein. "Wer weiß, unter welchen Bedingungen die Felder bewirtschaftet werden? Wer garantiert, dass da keine Genmanipulation im Spiel ist?" Diese Sicherheit könne er mit seinem selbst angebauten Soja geben. "Und man muss die Bohnen nicht mit riesigen Schiffen über den Atlantik schippern und dabei die Umwelt verschmutzen", merkt Wilbois an. Zudem binden die Soja-Wurzeln Stickstoff im Boden und düngten ihn so auf natürliche Weise.
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann zeigte sich gestern beim von einem großen Medienaufgebot begleiteten Besuch in Mahlerten sehr angetan: "Ich drücke Ihnen mehr Daumen, als ich habe, dass ihr Projekt Erfolg hat", sagte der Hohenhamelner. Für ihn ein wichtiger Aspekt: "Der Soja- Anbau beginnt in der Bio-Landwirtschaft - aber sie kann dabei Vorreiter für die konventionelle Landwirtschaft sein. Wenn wir unabhängiger von Importen werden können, wäre das sehr gut." Überdies sei der Weltmarkt-Preis für Soja nicht zuletzt aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage aus China in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. "So wird der Anbau hier auch wirtschaftlich immer sinnvoller", findet Lindemann.
Wissenschaftler Wilbois sieht noch eine zusätzliche gesellschaftliche Bedeutung: "Soja-Produkte werden auch für die Ernährung der Menschen immer wichtiger. 10 Milliarden Menschen werden nicht nur täglich Schweinefleisch essen können", stellte er fest.
Wittenbergs Kunden sind bislang vor allem Bio-Landwirte. Wobei die entölten und entwässerten Sojabrocken nicht Hühnern und Schweinen vorbehalten bleiben müssen. Minister Lindemann griff ohne Scheu in einen großen Haufen Sojastücke, knabberte auf einem herum: "Ich muss es nicht jeden Tag essen, aber es ist okay. Ein bisschen wie ein Keks", stellte er fest. Daraufhin Wittenberg: "Es wollte sie schon mal einer mit Schokolade überziehen und als Kekse verkaufen."
Das klang etwas absurd - doch noch vor drei Jahren wäre die Idee, in Niedersachsen Sojabohnen anzubauen, wohl auch noch als absurd abgetan worden.
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